Gespann - Ural/IMS      
 



Ein russisches Abenteuer


- oder wie ich meine Olga kennen und lieben lernte -



Angefangen hat die Geschichte schon im letzten Jahrtausend. Ich wollt eigentlich schon seit Ewigkeiten (wie ich glaub ich schon mal erwähnt hab) einen Oldtimer mit Beiwagen. Drum hab ich mich in den frühen Neunzigern schon für ein Russengespann interessiert. Is zwar kein Oldtimer (was so auch nicht ganz stimmt - siehe M72), ABER es schaut aus und hat die auch die Technik wie Einer - praktisch ein lebendes Fossil :o). Damals 1993 kostete so ein Gespann neu, bei einem seriösen Importeur um die 6.000,-- Mark... und die hab ich nicht gehabt. Also hab ich mir gesagt: „Schau ma mal, dann seh ma scho.“ Und gesehen hab ich dann meine DKW. Der Russe ist mir aber nicht wirklich aus dem Sinn gekommen und ich hab immer im Hinterkopf gehabt, wenn mir mal irgendwann Einer mit anständigem Leumund und Preis übern Weg läuft bzw. fährt dann ist er mein. So geschehen dann Anno 2014 indem mir ein Freund seinen treuen Russen zum Erwerb offeriert hat. Und so ist es um mich geschehen, Leumund (1. Hand aus vertrauenswürdiger Quelle) und der Preis von 1.500,--€ waren für mich in Ordnung und ich konnte nicht widerstehen. Also hab ich diesen Eisenhaufen am 28.08.2014 käuflich erworben:






Marke: Ural / IMS (Irbitskiy Motocykletnyi Savod – Ibiter Motorradfabrik)
Typ: 8.103-10 (Inlandsmodell - die "-10" steht für das Modell mit Telegabel)
Bj./EZ: 31.03.1993
Hubraum: 650 ccm
Leistung: 34 PS
Gekauft: am 28.08.2014 (für 1.500,-- Euro mit 7.650 km vom Woife aus 1. Hand)


Da mir diese russische Inlandsschlamp... äh ...schönheit hoffentlich viel Freude aber mit Sicherheit so manche Krise und Kopfzerbrechen bereiten wird hab ich sie, gleich mal, ob dieser Paralellen mit einer mir besser "Bekannten", „Olga“ getauft und sie, relativ problemlos, die ca. 80 km nach Hause gefahren. Relativ heißt, daß man sich an so einen Beiwagen doch erst gewöhnen muß, wenn man noch nie einen gefahren hat. Sprich die Kiste ist halt doch rechts etwas breiter als ein normales Motorrad und wenn man dann in einer Rechtskurve den Randstein nicht beachtet, kann es vorkommen, daß sich der Beiwagen dann plötzlich auf Augenhöhe befindet und sich der Fahrweg urplötzlich, nach links in Richtung Gegenverkehr (der Gott sei dank zu diesem Zeitpunkt nicht vorhanden war) verändert. Instinktiv hab ich aber richtig gehandelt: Also, Gas weg, Radius aufgemacht und mit dem Schrecken davon und gut heim gekommen.

Aufgrund meiner Größe kam ich mit dem hohen nach hinten gezogenen Originallenker überhaupt nicht zurecht, also hab ich mir gleich mal einen flacheren, geraden und etwas breiteren Lenker besorgt und montiert, was das Handling promt erheblich verbesserte.



Die Freude währte nicht lange, nach einer der ersten Ausfahrten: Öl auf der Hinterradfelge: Simmerring des Endantriebs (antriebsseitig) im A…. Die Zylinderkopfdichtung am linken Zylinder hat ebenfalls etwas abgeblasen. Glücklich wer einen guten Mechaniker und ebenfalls Uralbesitzer seinen Spezl nennen kann. Und so gab‘s gleich die erste Lehrstunde im Russenschrauben und der Endantrieb und der linke Zylinderkopf wurden neu Abgedichtet. Neue Bremsbeläge kamen auch rein.

   


Nach vollendetem Werk zu Hause angekommen hab ich dann gemerkt, daß plötzlich die Elektrik nicht mehr so tat wie sie sollte, sprich plötzlich flog sie Sicherung bei Abblendlicht ??? Außerdem zog sich die Hinterradbremse, mit den neuen Bremsbacken, nach einem Meter Rückwärtsfahrt von selbst zu, was gelinde gesagt suboptimal ist und trotz umfangreicher Einstellarbeiten nicht zu beheben war. Darauf hin hab ich im Sommer 2015 dann die große Baustelle eröffnet:

-Der komplette Kabelbaum einschließlich Beiwagen wurde erneuert:





-debei wurde auch der Originalscheinwerfer, Tacho und Armaturenverkleidung gegen den Lampentopf einer K750 mit integriertem Tacho getauscht:




-die restliche Elektrik wie Sicherungskasten und Blinkergeber (jetz lastunabhängig) wurden ebenfalls erneuert und in den Lampentopf verlegt:

   



-das Zündschloß passte wegen dem neuen Scheinwerfer nicht mehr an seinen alten Platz und wurde nach hinten, links unter den Sattel verlegt:

   



-auch die restliche Beleuchtung und Blinker an Motorrad und Beiwagen wurde modifiziert:

      



-den Originaltank hab ich gegen einen Tropfentank mit Fach (M72–Tank aus Chinesenproduktion) ersetzt:





-ich hab auch einen noch breiteren Lenker montiert:





-einen Handschalthebel für den Rückwärtsgang hab ich mir auch gegönnt:





Jetzt hat sie die Optik (die Löcher im Kotflügel muß ich noch zumachen :o) wie ich sie haben wollte, sie rollte wieder rückwärts und hat einen einwandfreien Geradeauslauf.



Das Ergebnis:
















Das nächste Problem ließ allerdings nicht lange auf sich warten. Die montierten originalen K65 Vergaser bekamen einen neuen Dichtungssatz. Allerdings konnten sie sich trotzdem nicht entscheiden ob sie überlaufen oder gar keinen Sprit liefern wollten. Ärgerlich. Also hab ich mir zu Weihnachten zwei wunderschöne, nagelneue DellOrto-Vergaser gegönnt:


   

Jetzt springt sie super an und läuft auch viel weicher.


Ebenso hab ich die serienmäßige Zwei-in-Eins-Auspuffanlage gegen eine ebenfalls originale Zwei-in-Zwei-Anlage ausgetauscht. Schaut besser aus und der Temperaturhaushalt verbessert sich auch:

   
Ein Bespiel für russische Wertarbeit, hier Schweißkunst


Vorerst abschließend wurde noch die Spur komplett neu eingestellt und alle Reifen sowie die die Bremsbacken am Hinterrad erneuert.



...to be continued!











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